Was sind Koliken beim Pferd?

Lesedauer: 8 Minuten | Veröffentlicht am 14.11.2024

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„Dein Pferd hat Kolik!" ist eine der absoluten Horror-Nachrichten für Pferdeliebhaber. Die krampfartigen Bauchschmerzen können bei Pferden nämlich zum Tod führen. Deshalb sind bei jeder Kolik Eile und Handeln wichtig.

Die meisten Koliken verlaufen jedoch glimpflich, und man kann einiges tun, um dem Pferd zu helfen.

Ein Überblick über Kolikarten, Ursachen, Symptome, wann Tierarzt und Pferdeklinik auf jeden Fall konsultiert werden müssen und wie man die Wartezeit auf den Tierarzt sinnvoll überbrückt. Außerdem gibt es Infos dazu, wie sich Koliken vermeiden lassen, damit diese schlimme Situation möglichst ausbleibt.

Inhaltsverzeichnis

Woher kommen Koliken?

Schon mal den Ausdruck „Das ist Kolik-Wetter" gehört? Bei Wetterumschwüngen, wenn es zum Beispiel plötzlich warm wird, steigt das Risiko für Bauchschmerzen. Vor allem für Pferde, die grundsätzlich zu Koliken neigen. Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für Koliken, und nach ihnen werden die diversen Kolik-Typen auch bezeichnet.

Bei Verstopfungskoliken kann ein Pferd nicht mehr gut äppeln. Bei starkem Parasitenbefall, der bei jungen Pferden häufiger vorkommt als bei älteren, da ihr Immunsystem schwächer ausgeprägt ist, kann eine Kolik durch den hohen Wurmdruck entstehen. Manche Würmer greifen die Darmschleimhaut an, andere Wurmarten zerstören Blutgefäße der Darmwand, was Entzündungen hervorruft und die Sauerstoffversorgung des Darms einschränkt. Kolik-Krämpfe sind die Folge.

Sandkoliken entstehen, wenn Pferde beim Fressen über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder Sand aufnehmen. Zum Beispiel durch Fütterung von Heu auf Sandboden, aber auch auf sandigen, kurzgefressenen Weiden. Das passiert zum Beispiel gern, wenn Urlaubspferde das erste Mal auf Weiden in Meernähe grasen.

Überladungskoliken entstehen durch zu viel Futter auf einmal: Etwa, wenn die Futterkammer vom Pferd allein geöffnet wurde und es sich großzügig selbst bediente. Stresskoliken, Entzündungbedingte Koliken, Darmverlagerungskoliken und Gaskoliken sind weitere Kolikformen. Leider steigt die Kolikgefahr bei Pferden, die schon einmal eine Kolik hatten, signifikant an. Daher auch der Ausdruck, ein bestimmtes Pferd sei grundsätzlich ein Koliker.

So erkennst du Anzeichen von Kolik beim Pferd

Deutliche Koliksymptome sind: Beißen und Treten in Richtung Bauch, wiederholtes Wälzen. Fehlender Kotabsatz über einen längeren Zeitraum an einem Tag. Deutlichere Bauchgeräusche als üblich.

Weniger leicht zu erkennende Koliksymptome sind: Flehmen. Unruhe, gepaart mit der Mimik des Schmerzgesichtes beim Pferd. Dazu gehören: die Nüstern und Lippen sind leicht zusammengekniffen, die Ohren sind leicht nach hinten oder seitlich gedreht, das Pferd zeigt eine nach innen gewandte Aufmerksamkeit. Es wirkt zurückgezogen oder sogar unleidlich.

Auch Dinge wie Futterverweigerung und nicht Trinken, ebenfalls kombiniert mit Schmerzgesicht, können erste Koliksymptome sein.

Anzeichen höchster Gefahr und Dringlichkeit sind die folgenden: Ist das Pferd apathisch, schwitzt stark und hat einen aufgeblähten Bauch, dann ist die Kolik bereits in einem äußerst ernst zu nehmenden Stadium. Sofort in die Klinik fahren!

Die Zeichen für Koliken sind vielfältig. Jedes Zeichen für sich allein kann eine Kolik anzeigen, dennoch können die Anzeichen auch in anderen Situationen, ohne Kolik, auftreten. Hier nochmal zum schnellen Abhaken zusammengefasst:

  • Desinteresse an der Umgebung
  • Nach hinten oder seitlich gekippte Ohren 
  • Niedrige Kopfhaltung 
  • Bewegungslust nicht vorhanden 
  • Das Pferd frisst nicht 
  • Das Pferd trinkt nicht 
  • Häufiger Wechsel zwischen Ruhen, Stehen, Hinlegen 
  • Kreisen oder Umhergehen 
  • Das Pferd will sich hinlegen, knickt mit den Beinen ein, doch es steht immer wieder auf 
  • Die Maulaktivität ist ungewöhnlich: Leerkauen, Beißen, Maul aufreißen oder Reiben an Gegenständen 
  • Das Pferd wirkt in sich gekehrt, starrt über längere Zeit in die Ferne 
  • Bauchbeißen 
  • Wälzen 
  • Schwitzen

Was tun im Ernstfall?

Bei einer Kolik lautet die Reihenfolge:

  1. Den Tierarzt rufen und absprechen, ob schon entkrampfende Mittel aus der Stallapotheke gegeben werden dürfen - wie zum Beispiel Colosan. Alternativen sind zum Beispiel abführend wirkende Pflanzenextrakte mit Fenchel, Kümmel und Sternanisöl, das gibt es auch bereits als vorgemischten Saft, wie zum Beispiel Valetumed Indestofin von Speed. 
  2. Das Pferd aufhalftern und es im Schritt führen
  3. Nicht füttern
  4. Hinlegen und wieder aufstehen darf zugelassen werden. Früher wurde das Wälzen stets unterbunden, aus Sorge vor Darmverschlingungen. Diese Meinung ist nicht mehr aktuell. 
  5.  Das Pferd gegebenenfalls eindecken.

Je nach Koliktyp sind spezielle Erste-Hilfe-Maßnahmen möglich.

Bei einer Stresskolik:

Falls der Stressor noch vorhanden ist, diesen sofort abstellen und für eine sichere Umgebung sorgen. Aufregung durch Trennung von der Herde oder Events, die das Pferd nicht gewohnt ist, können Auslöser sein. Für das Fluchttier Pferd bedeutet eine sichere Umgebung: Pferdegesellschaft, aber kein Herdenstress. Häufig treten Stresskoliken jedoch deutlich nach der Stresssituation auf.

Bei einer Verstopfungskolik:

Etwas Aufregung kann hier hilfreich sein und die Darmtätigkeit anregen. Daher ist ein Hausmittel, solche Pferde auf den Anhänger zu stellen oder eine kleine Runde zu fahren. Häufig löst sich der Kot dann schon. Wichtig ist, den Punkt nicht zu verpassen, ein kolikendes Pferd zur Klinik zu bringen. Dabei ist abzuwägen, früh genug zu fahren, bevor die Symptome so stark sind, dass es nicht mehr verladefähig ist. Andererseits kann es auch sein, dass das Pferd bereits so starke Schmerzen hat, dass es nicht mehr verladefähig ist. Dann müssen die Symptome am heimischen Stall so gut behandelt werden, dass es wieder verladefähig ist.

Der Tierarzt wird wahrscheinlich entkrampfende Mittel spritzen und in schwierigeren Fällen anweisen, in eine Pferdeklinik zu fahren. Kommt es hier zur Operation, fragt man sich natürlich, ob das Pferd es schaffen wird. Dazu gibt es Forschungsergebnisse. Die Überlebenschancen von Pferden, die wegen Kolik Beschwerden in eine Pferdeklinik eingeliefert wurden, erforschten Wissenschaftler über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg. Dafür verfolgten sie den Gesundungsprozess von 575 Pferden im Atlantic Veterinary College Teaching Hospital in Charlottetown, Kanada. Die Gesamtüberlebensrate bis zur Entlassung betrug im Durchschnitt 69 Prozent. Die Überlebensrate für Pferde mit Dünndarmverletzungen betrug hingegen nur 38,5 Prozent. Bedeutet: Ist der Dünndarm betroffen, wird er verletzt, dann stehen die Chancen des Überlebens weitaus schlechter als sonst. Signifikante Faktoren für das Nicht-Überleben waren außerdem zunehmendes Alter, zunehmende Dauer der Kolik Symptome, und Schwere der Kolik.

So hilfst du deinem Pferd nach einer Kolik

Eine Kolik ist für den Gesamtorganismus des Pferdes anstrengend, auch in leichteren Fällen. Daher gilt: Danach eine Erholungsphase einplanen. Leichte Bewegung gehört für das Bewegungstier Pferd auch zu Erholungsphasen hinzu.

Wichtig ist, zu analysieren, weshalb es zur Kolik kam und gegebenenfalls entsprechende Veränderungen einzuleiten. Das kann zum Beispiel die Raufutter-Menge, die Herdenzusammenstellung oder die Fütterung an sich betreffen. Das klassische zusätzliche Futter für Kolik empfindliche Pferde ist ein Mash, da es den Magen-Darmtrakt mit Schleimstoffen versorgt. Ein klassisches Mash besteht aus aufgekochten Leinsamen, zum Beispiel 100 Gramm, dazu 500 Gramm Quetschhafer und eine Handvoll Weizenkleie. An Kräutern kann gemäß der Phytotherapie noch ergänzt werden: eine Handvoll Gemisch aus getrockneter Kamille, Schafgarbe, Oregano, Anis.

Es gibt im Handel einige Präparate, die die Kolik Wahrscheinlichkeit senken sollen. Gar nicht selten treten Magenempfindlichkeit und Koliken gemeinsam auf, daher bekommen einige kolikempfindliche Pferde diese ebenfalls. Futterzusätze, die Kolikern vorbeugend helfen sollen, arbeiten zum Beispiel mit Magnesium. Andere Zusätze nutzen Kräuter, wie zum Beispiel Magensaft diverser Hersteller, welcher darmfreundliche Pektine, Magnesium und Süßholz kombiniert. Natürlich gibt es auch Futtermittel, die Kraftfutter, Vitamine, Mineralstoffe und Zusätze für den Magen-Darm-Trakt kombinieren.

Koliken vorbeugen

Eine bedachte Fütterung spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Koliken bei Pferden.

Regel Nummer Eins lautet: lange Fresspausen vermeiden. Pferde sind Dauerfresser und ihr Verdauungssystem ist auf die kontinuierliche Aufnahme kleiner Mengen ausgelegt. Heu sollte die Grundlage der Ernährung bilden. Idealerweise sollten Fresspausen nicht länger als vier bis sechs Stunden dauern. Automatisierte Fütterungen oder Heunetze helfen sehr, in der Nacht keine zu langen Pausen entstehen zu lassen. Zur Überbrückung der Zeiten von Heufütterung zu Heufütterung zählen auch Raufaser-Lieferanten wie Stroh oder Äste und Rinde von genießbaren Baumsorten für Pferde. Obstbäume, Hasel, Buche und Weide sind zum Beispiel geeignet.

Bei der Fütterung ist auf die Qualität des Futters zu achten. Es sollte hygienisch einwandfrei sein. Eine regelmäßige Überprüfung der Nährstoffzufuhr ist ratsam, um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen und Verdauungsstörungen vorzubeugen. Gut gemeinte Gaben sind manchmal ein echtes Problem. Obst ist zum Beispiel nicht unkritisch, Äpfel können in größeren Mengen gefährlich sein. Daher Achtung im Herbst, falls Obstwiesen beweidet werden.

Die Wasserversorgung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Frisches Wasser sollte stets zur Verfügung stehen. Im Winter empfiehlt es sich, bei Frost temperiertes Wasser anzubieten, um die Wasseraufnahme zu fördern. Koliken durch zu wenig Wasseraufnahme sind im Winter typisch.

Eine stressfreie Fütterung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Ruhe im Stall während der Fütterung und eine Situation, die keinen Futterneid aufkommen lässt, sind wichtig. Als Faustregel gilt in Gruppen: Immer einen Fressplatz mehr anbieten, als Pferde in der Gruppe sind. Für Pferde, die zusätzlich zu Kolik Problemen auch unter Kotwasser leiden, kann eine Ergänzung mit Bierhefe plus Inulin hilfreich sein. Eine Fütterung von zweimal täglich 100-150 Gramm, beispielsweise aus fermentiertem Topinambur, unterstützt die guten Darmbakterien. Die Darmflora braucht mindestens 3-4 Wochen, um sich zu erholen. Geduld ist also gefragt. Noch ein Tipp: Eine Kur mit Flohsamenschalen kann Sandkoliken vorbeugen. Die Flohsamenschalen werden als Brei verfüttert. Sie binden den Sand und befördern ihn aus dem Pferd.

Abschließend ist der Abschluss einer OP-Versicherung zu erwägen, die Koliken miteinschließt. Dabei sollten die Wartezeiten ab Versicherungsstart beachtet werden, die üblicherweise bei 7 Tagen liegen. Tipp: Die Versicherungen unterscheiden sich häufig in der Tagesanzahl der anfallenden Tierarztkosten, die nach OP noch übernommen wird. Darauf zu achten, kann viel Geld einsparen, wenn es drauf ankommt.

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Die Autoren

Die Autoren von Waldhausen sind Experten im Bereich Reitsport und bringen ihre fundierten Kenntnisse sowie langjährige Erfahrung in unseren Texten mit ein. Durch ihre eigene Reiterfahrung und Expertise liefern sie authentische und praxisorientierte Inhalte, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Ziel ist es, Reitsportbegeisterte mit fundierten und hilfreichen Texten zu unterstützen, die sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Reiter sind.
Waldhausen Team

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