Pferd richtig waschen: Tipps für eine schonende Pflege

Lesedauer: 6 Minuten | Veröffentlicht am 14.11.2024

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Darauf solltest du bei dem Waschen deines Pferdes achten

Wusstest du, dass Pferde zehnmal schneller überhitzen als Menschen? Das liegt daran, dass bei Pferden der Anteil an aktiver Muskelmasse viel höher ist als bei uns Zweibeinern und verhältnismäßig eine deutlich kleinere Fläche zur Verfügung hat, um Wärme abzugeben. Wenn dein Pferd sich doll angestrengt hat und stark schwitzt, hat sich also Hitze im Körper angestaut. Mit einer angenehmen Abkühlung hilfst du deinem Vierbeiner, die Körpertemperatur zu regulieren. Wenn das Wasser allerdings zu kalt ist, kann der radikale Temperaturunterschied dem Gewebe deines Pferdes schaden.

Inhaltsverzeichnis

Die geeignete Hautpflege für dein Pferd

Grundsätzlich gilt: Dein Pferd mit Shampoo zu waschen, ist kein Verbrechen! Doch wie so oft im Leben, kommt es auf das WIE und das WANN an. Starten wir mit dem WIE. Kleiner Merksatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig! Mähne, Schweif und großflächige Körperpartien sind unproblematisch, aber mach den Pferdekopf zur Shampoo-freien Zone. Die Augen und Nüstern sind leicht reizbar und wenn Wasser in Pferdohren kommt, kann es richtig brenzlig werden. In den Ohren sitzt der Gleichgewichtssinn der Pferde, der schlimmstenfalls bei Kontakt mit Wasser ins Wanken gerät. Willst du deinem Pferd die Ohren reinigen, kannst du einfach einen sauberen Schwamm nehmen. Die Geschlechtsteile, Nüstern und Augen kannst du ebenfalls mit einzelnen Schwämmen oder Tüchern reinigen (hier gilt nicht das Prinzip „Einer für Alle“), um Infektionen vorzubeugen. Welches Shampoo du nimmst, ist individuell an die Bedürfnisse deines Pferdes anzupassen. Da der pH-Wert der Pferdehaut ein anderer als bei Menschen ist, ist unser Shampoo für die tierische Haut ungeeignet. Es gibt SEHR viele Shampoos – für Ekzemer, Hautprobleme, Farbglanz, Schimmel, mit besonderem Duft oder auch gegen lästige Insekten. Auch für medizinische Zwecke findest du spezielle Shampoos, beispielsweise gegen Mauke. Dazu sprichst du am besten aber vorher mit deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin, um das wirklich passende Produkt zu verwenden. Zum Schluss des Pferde-Waschgangs sollten keine Rückstände im Fell und auf der Haut zurückbleiben – das kann sonst ziemlich jucken!

Kommen wir zum WANN. Faktencheck: Die Haut ist das größte Organ des Pferdes und die Talg- und Fettschicht als Schutz dieser damit essenziell. Damit du hier nicht ungewollt an der Schutzschicht kratzt, sei lieber zurückhaltend mit den Öffnungszeiten deines Pferde-Wellnessbereichs. Im Sommer ist maximal einmal im Monat ausreichend. Klar, für Shows, Turniere oder sogar gesundheitliche Behandlungen kann eine gründliche und regelmäßige Reinigung deines matschliebenden Tieres manchmal unumgänglich sein.

Die richtige Reihenfolge beim Pferdewaschen oder auch: How to shampoo

Wenn du dich kalt abduschen möchtest, welche Körperstelle gewöhnst du zuerst an das kalte Wasser? Ziemlich wahrscheinlich nicht direkt mittig am Brustkorb, richtig? Um sowohl unser Herz als auch das unseres Pferdes nicht zu schocken, suchen wir uns für den Start am besten die Körperstelle aus, die am weitesten vom Herzen entfernt liegt. Beim Pferd ist das tatsächlich das rechte Hinterbein. Wenn du also unten am rechten Hinterbein deines Pferdes mit dem Duschvorgang startest, vermeidest du größtmöglich einen Kreislaufkollaps. Befeuchte das Fell so, dass sich das Shampoo gut verteilen lässt. Nimm dafür einen Schwamm, eine Bürste mit integriertem Schwamm, einen Handschuh oder deine bloßen Hände. Um Wasser zu sparen, schalte - umweltbewusst wie du bist – den Wasserschlauch während des Shampoonierens aus. Wenn alles gut verteilt ist, startet das Auswaschen. Wenn keine Rückstände mehr im Fell oder auf der Haut übrig sind, zieh überschüssiges Wasser mit einem Schweißmesser ab und DONE!

Die besonderen Pflegebereiche kennen & kämmen

Wenn du dich an die Mähnen- und Schweifpracht deines Pferdes heranwagst, versuche immer so wenige Haare wir möglich herauszuziehen. Gerade Schweifhaar wächst nur sehr langsam nach und wir wollen dem Pferd nicht die körpereigene Fliegenklatsche nehmen.

Befeuchte die Mähne mit Wasser und massiere das Shampoo gleichmäßig ein. Nachdem alles gut verteilt ist, wäschst du das Shampoo wieder gründlich aus. Hast du ein großes Pferd und möchtest schwere Arme vermeiden, stelle dich auf einen Hocker, um entspannter an die Mähne heranzukommen – aber Achtung, der Hocker sollte wirklich sicher stehen, sonst kommt’s schlimmstenfalls vom Bad zum Bruch.

Zwischendurch empfiehlt sich, den Schweif mit Shampoo zu waschen. Gerade bei Schimmeln ist der geliebte Gelbstich nur mit Wasser meistens nicht bekämpfbar. Falls dein Pferd den Wasserschlauch an den Hinterbeinen äußerst ungerne toleriert, kannst du alternativ einen Eimer mit lauwarmem Wasser und einem Schwung Shampoo vorbereiten, in den du den Schweif dann tauchst. Ausgiebig einseifen, mit einer sanften Bürste durchkämmen und gründlich auswaschen. Idealerweise bleiben dabei keine Shampoo-Rückstände zurück.

Um von deinem Pferd neben deiner Anstellung als persönliche Assistenz, Pflegepersonal, Futterlieferant, Reinigungskraft und Personal Trainer, auch noch zum Top-Stylisten befördert zu werden, empfehlen wir dir, nach der Haarwäsche ein Schweif- und Mähnenspray zu nutzen. Damit bekommst du auch verknotete Partien schnell entwirrt und leicht kämmbar, ohne büschelweise Haare herauszuziehen.

Huf-Pediküre

Huf-Pediküre Eine ausgiebige Pferde-Pediküre rechtfertigt nicht nur, weitere Stunden im Stall zu verbringen, sie dient auch als wohltuende Pflege während trockener Sommertage. Um zu gewährleisten, dass Feuchtigkeit in die Hufbarriere eindringen kann, empfiehlt sich, die Hufe mehrere Minuten mit Wasser zu befeuchten. Dein größter Freund wäre hierfür ein flacher Bach, in den du dein Pferd (und zur Abkühlung dich selbst) stellen kannst. An alle Frühaufsteher: Effektiv wirkt tatsächlich sogar auch Morgentau auf den Weiden! Wenn dir weder frühe Morgenstunden noch die Bach-Idee zusagen, nimmst du einfach einen Eimer, in den du die Hufe nacheinander für ein paar Minuten stellst. Nach der Wasserwanne schnappst du dir dein Huf-Öl oder Huff-Fett und trägst es großzügig auf. Die Pflege zieht durch die vorige Befeuchtung umso tiefer ein.

Die ideale Wassertemperatur für die Pferdewäsche

Verwende am besten lauwarmes Wasser. Warum kaltes Wasser suboptimal ist? Den schwitzigen, sonnenaufgeladenen Pferdekörper kann plötzliches kaltes Wasser ziemlich erschrecken und den Kreislauf, aber auch die Muskeln aus der Bahn werfen.

Im Stall deines Pferdes gibt es keinen Waschplatz mit temperaturverstellbaren Duschbrausen? Kein Grund sofort den Hof wechseln zu müssen. Eine unkompliziertere Lösung wäre, warmes Wasser aus dem Wasserkocher mit kaltem Leitungswasser in einer Gießkanne zu mischen. Wenn dir nur kaltes Wasser zur Verfügung steht, arbeitest du dich langsam von den Beinen zur Brust, zum Hals, zum Rücken vor.

Die Kühlung sollte nicht länger als fünf Minuten dauern. Zwischendurch das Pferd in Ruhe mit Shampoo einzuseifen ist natürlich kein Problem, aber achte darauf, dass das Wasser dabei nicht ununterbrochen auf den Pferdekörper schießt. Achtung: Das Pferd nach dem Abspritzen nicht im Wind oder an einer zugigen Stelle stehen lassen, da es sich trotz Hitze sonst erkälten kann!

Der optimale Zeitpunkt für die Pferdedusche?

Temperaturen über 20 Grad? Let the Shower Begin!

War die Reitstunde oder der Ausritt schweißaufreibend, solltest du dein Pferd am Ende noch 15 bis 20 Minuten in Ruhe im Schritt bewegen, damit sich der Atem wieder normalisiert. Idealerweise steigst du dafür ab, lockerst den Sattelgurt oder nimmst den Sattel ganz ab. Starte bitte erst dann mit der Pferdedusche. Kühlt man ein Pferd nach dem Training mit eiskaltem Wasser zu schnell herunter, kann es zu schockähnlichen Zuständen kommen. Kreislaufprobleme, verkrampfte Muskeln oder verkühlte Nieren können schlimmstenfalls die Folge sein. Kurzer Exkurs zu den Nieren: Sie sind stark durchblutet. Ziehen sich bei zu niedrigen Wassertemperaturen die Gefäße hier rasant zusammen, wird das Organ potenziell nicht genug mit Blut versorgt. Das führt zu Schmerzen und im Worst Case Scenario zu Nierenproblemen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt du beim Abspritzen deines Pferdes den Nierenbereich am besten weg.

Nachsorge und Pflege

Das restliche Wasser ziehst du mit einem Schweißmesser ab. Damit beschleunigst du den Trocknungsprozess, der sonst ultra-lang dauert. Ziehe allerdings nur die großen, bemuskelten Körperteile mit dem Schweißmesser ab. Für die sensibleren, weniger weichen Bereiche eignen sich Hand- oder Mikrofasertücher. Den zweiten Schritt der Nachsorge übernimmt ein schattiger Platz in der Sonne, ein Pferde-Solarium oder eine Abschwitzdecke. So verlockend die kraftvolle Mittagssonne oder starker Wind als rasante Pferdetrockner sein mögen – beide eignen sich nicht als gesunde Maßnahmen, die Restfeuchte aus dem Fell deines Pferdes zu ziehen. Zum Schluss ganz wichtig: Hab Spaß bei der Pferdedusche und sei deinem Pferd nicht böse, wenn es dir trotz aufwendigem Waschvorgang am nächsten Tag wieder mit neuen Flecken entgegenstrahlt!

Die Autoren

Die Autoren von Waldhausen sind Experten im Bereich Reitsport und bringen ihre fundierten Kenntnisse sowie langjährige Erfahrung in unseren Texten mit ein. Durch ihre eigene Reiterfahrung und Expertise liefern sie authentische und praxisorientierte Inhalte, die auf jahrelanger Erfahrung basieren. Ziel ist es, Reitsportbegeisterte mit fundierten und hilfreichen Texten zu unterstützen, die sowohl für Einsteiger als auch erfahrene Reiter sind.
Waldhausen Team

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