PFERD EINDECKEN – MIT DIESEN TIPPS GELINGT’S

Lesedauer: 5 Minuten | Veröffentlicht am 18.12.2024

Image alternate text

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und für viele Pferdebesitzer stellt sich wieder die Frage aller Fragen: wann und wie decke ich mein Pferd richtig ein und ist es in meinem Fall überhaupt notwendig? Das Eindecken des Pferdes ist nicht nur eine Frage des Stils, sondern vor allem der Gesundheit und des Wohlbefindens unserer vierbeinigen Freunde. Eine passende Decke dient dem Schutz vor Kälte, Nässe und Wind und sorgt an ungemütlichen und vor allem kalten Tagen dafür, dass sich das Pferd, egal ob im Stall oder auf der Weide, wohlfühlt.

Doch wie findet man die richtige Decke für die Bedürfnisses des eigenen Pferdes und was gilt es dabei auf jeden Fall zu beachten? In diesem Blogartikel geben wir wertvolle Tipps, damit das Eindecken des Pferdes problemlos gelingt und sicherstellt, dass das Tier optimal geschützt ist. Von der Auswahl des richtigen Materials bis hin zur Passform – mit diesen Ratschlägen schiebst du das lästige Decken Thema nicht mehr vor dir her.

WANN SOLLTE DEIN PFERD EINGEDECKT WERDEN?

Zuallererst ist es wichtig zu wissen, dass nicht nur die Außentemperatur entscheidet, wann das Pferd sein Fell wechselt, sondern ebenso die Tageslichtlänge. Aber wieso ist das so? Von der Netzhaut des Auges gelangen nur bei Dunkelheit Nervenimpulse zur sogenannten Zirbeldrüse im Gehirn. Dort wird die Produktion des Hormons Melatonin durch Botenstoffe angeregt. Melatonin fördert das Wachstum des Fells und sorgt für ein flauschiges Winterfell. Umgekehrt gilt: mit zunehmender Tageslänge sinkt die Melatonin Produktion, was zu einem verringerten Haarwachstum führt. Daher hängt die Bildung des Winterfells weniger vom Wetter ab als von der Lichtdauer des Tages. Deshalb gibt es Pferdebesitzer, die bereits sehr früh anfangen ihre Pferde einzudecken, um das Fell möglichst kurz zu halten, vor allem wenn diese ihre Pferde nicht scheren wollen oder können.

Für welches Pferd eine Decke sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise variiert die Haarstruktur des Pferdes je nach Rasse. Hinzu kommen die Hautstruktur sowie eventuelle Fettpolster. Robuste Rassen wie Isländer, Haflinger oder Fjordpferde haben von Natur aus dem schlechten und kalten Wetter mehr entgegenzusetzen als zum Beispiel ein Vollblüter. Natürlich gibt es auch innerhalb einer Rasse Unterschiede wie das Alter, die Gesundheit oder die Nutzung des Pferdes, die eine wichtige Rolle beim Thema Eindecken spielen.

Ältere und kranke Pferde benötigen besondere Aufmerksamkeit, wenn es um das Eindecken geht. Sie haben oft eine eingeschränkte Fähigkeit, ihre Körpertemperatur zu regulieren und sich somit selbst bis zu einem gewissen Grad vor der Kälte zu schützen. Vor allem weil das Haarkleid hier oft nicht mehr so dicht nachwächst wie bei jüngeren Tieren. Aber auch die gesundheitliche Unterstützung bei einem geschwächtem Immunsystems durch Krankheiten oder gesundheitlichen Einschränkungen spielt eine tragende Rolle. Ebenso wird das Verletzungsrisiko minimiert und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert, denn eine Decke kann vor äußeren Einflüssen wie Nässe, Wind und Kälte schützen, die zu Unwohlsein oder weiteren gesundheitlichen Problemen führen können. .

Ein dichtes Winterfell ist für viele Pferdebesitzer Fluch und Segen zu gleich. Auch wenn es der natürlichen Isolierung gegen Kälte dient, ist es vor allem bei der täglichen Arbeit mit dem Pferd nachtteilig, da das Pferd viel mehr schwitzt und somit deutlich länger zum Trocknen braucht. Daher entscheiden sich viele Reiter dazu, ihr Pferd im Winter zu Scheren. Geschorene und im Sport aktive Pferde können durch das Entfernen des Fells schneller auskühlen und sollten daher bei sinkenden Temperaturen in jedem Fall eingedeckt werden. Das Eindecken nach dem Training hilft zudem, die Muskulatur warmzuhalten und Verspannungen vorzubeugen. Um Scheuerstellen bei geschorenen Pferden vorzubeugen, sollte vor allem auf eine gute Passform der Decke sowie ein hochwertiges Innenfutter geachtet werden. Spezielle Unterdecken können hier Abhilfe schaffen ebenso Decken mit gepolstertem Widerrist, die die besonders empfindlichen Stellen schützen.

THERMOREGULATION BEI PFERDEN

Von Natur aus sind Pferde echte Anpassungskünstler, wenn es um das Thema Temperaturschwankungen geht. Die optimale Wohlfühltemperatur bei Pferden liegt zwischen -7 C° (trockene Kälte) und +25 C°. Ihre natürliche Thermoregulation hilft ihnen auch bei großen äußerlichen Veränderungen ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Grundsätzlich vertragen Pferde eher Kälte und Nässe als heißes oder schwüles Wetter. Die Thermoregulation ist in erster Linie die Fähigkeit sich über die Haut abzukühlen, indem sie schwitzen. Zudem können sie durch die Erweiterung ihrer Blutgefäße Wärme abgeben.

Ein weiterer Teil der Thermoregulation ist der saisonale Fellwechsel: bei kälteren Temperaturen stellen die Haarbalgmuskeln das Fell auf, wodurch ein isolierendes Luftpolster entsteht, welches das Pferd vor Kälte schützt. Auch das Unterhautfettgewebe trägt zur Isolation gegen Kälte bei. Pferde mit einer guten Isolierfähigkeit zeigen im Winter oft, dass Schnee auf ihrem Fell liegen bleibt, ohne zu schmelzen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sie gut gegen Kälte geschützt sind.

Nice-to-know: Regen wird beim Pferd über die Haarspitzen abgeleitet. Jedoch wird das Fell bei langanhaltendem Regen irgendwann durchnässt. Ist das der Fall, beginnt das Pferd sich warm zu zittern. Dieses Zittern wird oft missverstanden: es bedeutet nicht zwangsläufig das das Pferd friert. Vielmehr ist das Zittern eine Methode, um den Körper zu wärmen.

DECKENGUIDE – WELCHE DECKE BRAUCHT DEIN PFERD?

Der Reitsportmarkt bietet eine Vielzahl von verschiedenen Deckenarten, -größen und Füllungen an, sodass Pferdebesitzer oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennen. Wo liegen die Unterschiede und welche Decke macht wann Sinn? Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Modelle und geben euch eine Hilfestellung bei der Auswahl der passenden Decken für eure Bedürfnisse und vor allem die eures Pferdes.

Die Wahl der richtigen Decke (Füllung, Grammzahl und Passform) hängt von individuellen Faktoren ab. Dazu gehört beispielsweise die Haltungsform: ist mein Pferd die meiste Zeit in seiner Box oder auf der Wiese? Wie intensiv und häufig trainiere ich mit meinem Pferd? Ist es ungeschoren oder geschoren? Zudem kommen Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand des Pferdes sowie die äußeren Witterungsverhältnisse.

Eine grobe Orientierung, wann welche Füllung sowie Art der Decke Sinn macht bietet diese Tabelle:

Unterdecke

Unterdecken dienen als zusätzliche Wärme-Unterstützung und zur Steigerung des Komforts vor allem bei schwankenden Temperaturen. Sie sind perfekt für den „Zwiebellook“ geeignet, da sie schnell und einfach unter eine Outdoor- oder Regendecke angebracht werden können. Eine Schmutz- oder Wasserabweisende Funktion bietet diese Art von Decke nicht, da sie lediglich als praktische Erweiterung mit unterschiedlichen Füllungen von z.B. Outdoordecken dienen.

Stalldecke

Stalldecken sind vor allem für geschorene oder ältere Pferde sinnvoll, die eine zusätzliche Wärmequelle benötigen. Auch hier stehen unterschiedliche Füllungsstärken zur Auswahl, sodass es für jede Temperaturspanne im Winter die passende Decke gibt. Gegenüber Outdoordecken bieten sie nur einen geringen Grad an Schutz vor Nässe und Schmutz, da sie nicht für den täglichen Einsatz im Freien oder auf dem Paddock geeignet sind. Sie bieten jedoch eine effektive Isolierung, um das Pferd in den kalten Wintermonaten warm zu halten.

Regendecke

Gerade an regnerischen und etwas kälteren Tagen sind Regendecken die optimale Wahl. Sie sind durch ihre schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften der beste Schutz, um das Pferd über längere Zeit vor Wind und Regen zu schützen. Eine hohe Denier-Zahl sowie eine gute Imprägnierung sind hier besonders wichtig, damit die Regendecke lange dicht bleibt. Es gibt sie zudem mit verschiedenen Füllungen sowie mit oder ohne Halsteil. Zudem sind sie in den meisten Fällen kompatibel mit unterschiedlichen Unterdecken für mehr Flexibilität.

Outdoordecke (mit und ohne Füllung)

Outdoordecken sind echte Allrounder und bieten dem Pferd nicht nur eine sehr gute Wärmeisolierung sondern schützen durch ihre robusten Eigenschaften vor Wind, Wetter sowie Schmutz. Damit das Pferd bei jeder Witterung gut geschützt ist, sollte hier besonders auf die Qualität und die Verarbeitung der Decke geachtet werden. Doch nicht nur der Schutz sollte im Vordergrund stehen, sondern ebenso der Komfort, den die Decke bietet. Hierbei gibt es Unterschiede im Aufbau der Decke – normales oder langes Halsteil, Gehfalten an den Vorderbeinen, Kreuzbegurtungen oder andere hilfreiche Details, die zur perfekten Passform beitragen. Genau wie bei den bereits beschriebenen Deckentypen sind Outdoordecken ebenfalls mit verschiedenen Füllungen erhältlich und unterscheiden sich auch vom Außenmaterial.

Hinweis: Bei Regen- sowie Outdoordecken spricht man von einer hohen oder niedrigeren Denier Zahl (meistens 600D oder 1200D) des Außenmaterials, die angibt, wie dicht ein Gewebe gefertigt und wie reißfest bzw. langlebig die Decke ist. Einige Pferdecken sind aus sogenannten Ripstop-Stoffen gefertigt, die mit einer speziellen Technik gewebt wurden und somit besonders reißfest sind.

Die Autorin
Die Autorin

Die Autorin

Ich entdeckte schon früh meine Liebe und Faszination für Pferde, die mich bis heute prägen. Dank meines Studiums in Technischem Management und Marketing fand ich meine kreative Ader im Bereich Social Media, wo ich meine Begeisterung fürs Schreiben mit meiner Affinität zu Pferden verbinden konnte. Mit meinem technischen Know-how und meiner Leidenschaft für Pferde verfasse ich authentische und zielgerichtete Inhalte, die sowohl fachlich fundiert als auch emotional berührend sind.
Joana Stepke
Berufe mit Pferden
Berufe mit Pferden
Du träumst davon, Dein Hobby zum Beruf zu machen? Hier bekommst Du einen Überblick über spannende Berufe mit Pferden und was sie besonders macht.
Atemwegserkrankungen und -probleme beim Pferd: Symptome, Ursachen & Behandlung
Atemwegserkrankungen und -probleme beim Pferd: Symptome, Ursachen & Behandlung
Atemwegserkrankungen können Dein Pferd stark belasten. Hier erfährst Du die wichtigsten Symptome, möglichen Ursachen und wie Du effektiv helfen kannst.
Pferd richtig waschen: Tipps für eine schonende Pflege
Pferd richtig waschen: Tipps für eine schonende Pflege
Über die Verwendung der richtigen Wassertemperatur, des Shampoos bis hin zu den besten Pflegetipps. Erfahre hier mehr wie du eine schonende Pflegeroutine für dein Pferd entwickelst, ohne den PH-Wert der Haut zu belasten.
Warum ist Tierschutz rund ums Pferd wichtig?
Warum ist Tierschutz rund ums Pferd wichtig?
Tierschutz für Pferde bedeutet Verantwortung mit Herz und Verstand. Doch artgerechte Haltung ist für manch einen noch immer ein Fremdwort. Lerne was genau das eigentlich bedeutet, welche rechtlichen Bestimmungen es gibt und wie du präventiv handeln kannst.
Konfig