Mein Pferd hustet: Das ist jetzt zu tun

Lesedauer: 5 Minuten | Veröffentlicht am 30.01.2025

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Dass das Pferd hustet und es ein Problem mit den Atemwegen gibt, ist klar erkennbar. Nun gilt es die geeigneten Maßnahmen zu treffen, um ihm das Leben wieder leichter zu machen.

Sofortmaßnahmen bei akutem Husten

Zunächst kann durch Inhalation oder Heilkräuter eine kurzfristige Besserung und Entlastung der Atemwege erreicht werden. Tee oder Zwiebelsaft können unterstützen. Allerdings sollten derartige Maßnahmen in Eigenregie genau beobachtet und protokolliert werden. So hat der Tierarzt, sollte sein Eingreifen nötig werden, bereits einen Überblick. Schleimlöser helfen in einigen Fällen, aber nicht, wenn es sich um trockenen Husten handelt.

„Natürlich kann auch der Besitzer viel machen, indem er vor allem die Haltungsbedingungen verbessert. Kräuter, Inhalieren, Akupressur und Akupunktur, Physiotherapie sowie die Gabe von Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien (Vitamin E und C) als Zusatzfutter können unterstützen. Doch das A und O ist, dass die Behandlung unter Anleitung des Tierarztes nach einer sorgfältigen Diagnose richtig in die Wege geleitet wird“, beschreibt Tierärztin Dr. Julia Mack aus Ohlstadt.

Ab wann sollte ich einen Tierarzt hinzuziehen?

Bei jeglicher Atemnot oder Fieber sollte sofort der Tierarzt eingreifen. Spätestens wenn nach zwei Wochen immer noch gehustet wird gilt es den Tierarzt zu konsultieren. Jedoch sollte immer lieber zu früh als zu spät gehandelt werden.

Dr. Olivier Brandenberger hat einen weiteren Rat. „Für den Pferdehalter ist es nicht so einfach, alle Symptome zu erkennen, aber man sollte immer über den Tellerrand der Lunge und Bronchien hinausblicken. In Kombination mit der Lunge ist beispielsweise der Kehlkopf zu betrachten. Das Kehlkopfpfeifen – eine Lähmung, welche dazu führt, dass das Pferd deutlich weniger Luft bekommt – ist seine häufigste Erkrankung. Wenn man Atemgeräusche am Kehlkopf wahrnimmt, sollte abgeklärt werden, woher diese rühren und diese nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen. Auch ohne Fieber sollte man hier hellhörig werden.“

Medikamente, Inhalation und Salzkammern, Alternative Therapieformen

Die heilsame Wirkung von Salz auf den Organismus des Pferdes hat sich in der Vergangenheit immer wieder bestätigt. Neben Inhalationsmasken sind letzter Zeit vermehrt sogenannte Solekammern im Einsatz. Sie eignen sich besonders bei Pferden, die den Masken eher ablehnend gegenüberstehen und sich dadurch erschrecken lassen. Die Salzkammer kann der Pferdehalter selbst einrichten oder als Komplettpaket kaufen. Benötigt wird dafür ein Ultraschallvernebler für die Box oder den Hänger. Durch einen speziellen Generator wird eine Salzlösung in die Salzkammer gepumpt und dort zerstäubt.

Zahlreiche Heilkräuter können die Atemwege ebenfalls positiv beeinflussen. Hierzu zählen vor allem Eibisch, Eukalyptus, Isländisch Moos, Kamille und Spitzwegerich im Futter oder zur Inhalation. Zwei Mal täglich 15 Minuten sollten zum Inhalieren eingeplant werden. Genutzt werden kann dazu neben den bereits beschriebenen Maßnahmen als einfachste Form auch ein Eimer in der Futterkrippe. Tierärzte ziehen diese Formen der Therapie in der Regel zunächst der Verabreichung von Antibiotika und abschwellenden, auf Kortison basierenden Medikamenten vor. Allerdings sind diese in einigen Fällen nicht zu ersetzen.

Bewegung ist während der Therapie in entsprechend angepasster, moderater Form immer wichtig. Sie sollte in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen.

Gefahr: Wenn Husten chronisch wird

Dass ein Pferd ab und zu an einer Erkrankung der Atemwege leidet ist weitgehend normal. Allerdings gilt es für den Pferdehalter, in solchen Situationen nicht zu zögern und einen Tierarzt zu informieren. 

„Von Atemwegserkrankungen betroffen sein können Pferde jeden Alters“, erläutert Dr. Michael Paar, Tierarzt aus Sottrum. „Es trifft allerdings zu, dass manche Erkrankungen eher bei jungen Pferden vorkommen, so beispielsweise viele akute Infektionen. Bei älteren Tieren ist die chronische Bronchitis hingegen deutlich häufiger anzutreffen. Das kann gefährlich werden, wenn diese Pferde langfristig in ihrem Leistungsvermögen eingeschränkt sind und immer weiter abbauen. Für Sportpferde dramatisch, aber auch für ein Freizeit- oder älteres Pferd eine große Einschränkung seiner Lebensqualität.“

Wenn der Husten also nicht von allein verschwindet bzw. immer wiederkehrt, muss in jedem Fall der Ursache auf den Grund gegangen werden. Denn oft tragen Umwelteinflüsse zu einer Verschlimmerung oder langfristigen Einschränkung entschieden bei.

Prävention: Das A und O

Vorsorge ist immer besser als Heilung. Das gilt auch für Erkrankungen der Atemwege. Und auch wenn sich nicht jeder Husten verhindern lässt, gibt es doch eine Vielzahl an Möglichkeiten, um dem Pferd in Sachen Atemwegserkrankungen das Leben leichter zu machen.

Verbesserung der Stallhygiene und Belüftung

„Im Stall gilt es immer darauf zu achten, dass die Staubbildung so gering wie möglich ausfällt“, betont Dr. Michael Paar. „So ist es sinnvoll, die Pferde während des Mistens und Einstreuens auf den Paddock zu stellen und sie nicht dieser sehr staubintensiven Atmosphäre im Stall auszusetzen. Heu und Stroh sollte in jedem Fall nicht auf Stallgasse gelagert werden. Dafür braucht es geeignete abgetrennte Räume, so bequem die andere Variante auch sein mag.“

Staub ist übrigens ein sehr ungenau definierter Begriff. Letztendlich handelt es sich dabei um feinste Partikel: Bestandteile von Futtermitteln, Einstreu, Kot oder Sand, Bakterien, Hefen, Schimmelpilze, Milben, Giftstoffe bakteriellen Ursprungs, chemisch aktive Substanzen wie beispielsweise Ammoniak, Haare, Hautpartikel von Tier oder Mensch.

Hochwertiges und staubarmes Futter

Dr. Olivier Brandenberger betont, dass sowohl die Einstreu als auch Futtermittel von heute vermehrt mit Staub belastet sind und dieser wiederum das Erkrankungspotential der Atemwege erhöht. „Das Optimum ist immer, so hochwertiges und staubarmes Heu wie möglich zu füttern. Allerdings sieht die Realität oft anders aus, sodass man in Zukunft vermehrt über weitere Maßnahmen nachdenken muss. Die Bedampfung oder Bewässerung von Heu wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Damit kann viel in Sachen Atemwegserkrankungen getan werden. Zudem kann der Staub durch die Umstellung von Stroh auf alternative Einstreu im Stall reduziert werden. Hierfür bieten sich beispielsweise Späne, Granulat oder sogenannter Bio-Waldboden an. Viele dieser Einstreualternativen binden zudem Ammoniak besonders gut, sodass die Konzentration geringer ausfällt. Das in Kombination kann eine Menge – vor allem in Sachen chronische Bronchitis und allergischem Husten - verbessern."

„Es reicht allerdings aus, das Heu zehn Minuten zu wässern, sonst kann die Mühe teilweise das Gegenteil bewirken“, erläutert Dr. Michael Paar. „Bei längerem Wässern von etwa 15 bis 20 Minuten Wässern wird nicht nur Zucker ausgewaschen, was manchem Pferdehalter durchaus entgegenkommt, sondern zudem wichtige Mineralstoffe, welche dem Organismus dann wiederum fehlen.“

Beim Bedampfen ist ebenfalls ist ein gewisser Energie- und Mineralstoffverlust zu beobachten. Diese Maßnahme ist technisch aufwendiger und teurer. Allerdings fressen die meisten Pferde bedampftes Heu lieber als im Zuge des Wässerns durchnässtes Heu.

Stärkung des Immunsystems durch Stressreduktion und Bewegung

Weide, Paddock, Ausreiten: So viel wie möglich nach draußen. Bei dieser Maxime sind sich alle Experten einig. „Selbst wenn im Stall optimale hygienische Bedingungen vorherrschen, ist der Schritt nach draußen wichtig“, betont Dr. Michael Paar. „Die beste Einstreu kann den Galopp auf der Weide nicht ersetzen.“

Aber Draußen ist nicht gleich Draußen. Wer sein Pferd nur auf den Paddock stellt oder in der Paddockbox hält, bietet diesem weniger Bewegungsfreiheit. Die Lungen werden also nicht so beansprucht wie bei einem Galopp über eine großzügige Weide. Regelmäßige Ausritte mit Galoppstrecken und Galoppieren am Berg können das Lungenvolumen erweitern. Dies ist langfristig eine Investition in gesunde Atemwege. Stets sollte das Pferd sich sowohl frei als auch unter dem Reiter an der frischen Luft bewegen können. Bei Verletzungen und in der Rekonvaleszenz sollte ebenfalls so viel Zeit wie möglich draußen, etwa an Halfter und Führstrick, ermöglicht werden. Das alles stärkt das Immunsystem, auch dadurch, dass der Stress, welcher aus Boxenhaltung zwangsläufig entsteht, reduziert wird. Bei der Behandlung und Prävention sollte die ganze Bandbreite an Therapiemöglichkeiten stets in Betracht gezogen werden. Hierzu zählen auch Physiotherapie und Massagen.

Frühzeitig handeln & langfristig schützen

Hier gibt es noch einmal alles auf einen Blick, wie du dein Pferd am besten schützen kannst.

  • Raufutter sollte bei der Fütterung vorherrschen und absolut einwandfrei sein. Gegebenenfalls eine Analyse durchführen und auf Alternativen umsteigen.
  • Bei der Einstreu auf eine dem jeweiligen Pferd angepasste Form achten. Auch die Einstreu der Boxennachbarn kann die Atemwege beeinflussen! Schimmel hat weder im Futter noch der Einstreu etwas zu suchen. Der Staubanteil sollte stets so gering wie möglich gehalten werden.
  • Weidegang ist wichtig und hält das Pferd zu jeder Jahreszeit gesund! Im Winter sollte zumindest täglicher Auslauf auf dem Paddock ermöglicht werden.
  • Dauerhafte Sozialkontakte sind Balsam für die Pferdeseele und verringern den Stress. Dadurch wird das Immunsystem gestärkt.
  • Tägliche Beschäftigung und leichtes Training sind für alle Pferde sinnvoll – ob Sport- oder Freizeitpferde.
  • Hygiene ist in allen Innenräumen das A und O. Außerdem sollte auf eine geeignete Form der Belüftung geachtet werden.
  • Vor allem im Winter kann Vitamin C, am besten verabreicht in natürlicher Form (Hagebutten!), unterstützend für das Immunsystem wirken. Die Ausschüttung von Vitamin D im Körper wird durch möglichst viel Zeit an der frischen Luft und Helligkeit/Sonne aktiviert.
  • Staubentwicklung auf dem Reitplatz oder in der Halle durch entsprechend hochwertige Böden bzw. Bewässerungsmaßnahmen verringern.

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Die Autorin

Geboren 1983 in Mühldorf am Inn, entdeckte ich früh meine Leidenschaft für Schreiben, Kultur, Pferde und Reisen. Nach dem Abitur und einem B.A. in Kulturwissenschaften begann ich 2007 meine journalistische Laufbahn. Mein Artikel über Meredith Michaels-Beerbaums EM-Sieg wurde mehrfach ausgezeichnet. Seither schreibe ich für über 30 Fachmagazine, unterstütze Buchprojekte wie „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ und betreue PR-Mandate. Zudem widme ich mich dem Reisejournalismus, etwa in meiner Serie „Turnierhopping“.
Alexandra Koch

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