Berufsgruppen und Tätigkeitsfelder

Lesedauer: 8 Minuten | Veröffentlicht am 01.04.2025

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Gehen wir ein Stück weiter und blicken auf die Berufe, die in den unterschiedlichen Bereichen möglich sind. In Sachen Gesundheit gibt es rund ums Pferd ebenso viele Optionen wie im handwerklichen und kaufmännischen Bereich. Und wer eher kreativ veranlagt ist, dem stehen ebenfalls Möglichkeiten offen.

Gesundheitsberufe rund ums Pferd

Der Klassiker im Gesundheitssektor ist der Tierarzt, doch gibt es neben diesem Beruf eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ein Tierarzt benötigt Helfer, so beispielsweise tiermedizinische Fachangestellte, welche die wichtigste Assistenz in Tierkliniken und -praxen bilden. Die Ausbildung dauert drei Jahre und findet zwischen der Ausbildungsstätte und der Berufsschule statt.

Fachagrarwirt für Besamungswesen kann man über die entsprechenden Landwirtschaftskammern durch eine Weiterbildung und entsprechende Prüfungen.

Neben diesen Tätigkeiten sind heute Heilpraktiker für Pferde, Osteopathen, Physiotherapeuten und ähnliche Berufsfelder mehr denn je gefragt. Wer sich in diesem Sektor wiederfindet, wendet sich zunächst am besten an seriöse Quellen, wie die FN, um sich einen Überblick zu verschaffen. Hier gibt es die entsprechenden Kontakte und Informationen, wie eine Weiterbildung in diesem Bereich aussehen kann. Es gibt in Deutschland einige von der FN anerkannte Ausbildungsstätten, welche eine gute Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Zukunft bieten, welche meist in Selbstständigkeit erfolgt.

Der Hufschmied vereint in seinem Beruf Gesundheitsfürsorge für das Pferd und handwerkliches Geschick. In diesem Sektor arbeiten demnach jene, die eine Mischung aus beiden Bereichen suchen. Wer Hufbeschlagschmied werden will, der muss körperliche Belastbarkeit sowie handwerkliches Geschick sowie die immerwährende Bereitschaft sich in die Pferde einzufühlen mitbringen. Der Hufbeschlagschmied ist einer der ältesten noch ausgeübten handwerklichen Berufe, allerdings hat er sich stark gewandelt. Es gibt nicht mehr nur beschlagene und ungeschlagene Pferde. Vielmehr geht es um Materialien und Sonderformen beim Beschlag, um spezielle Bearbeitung der Hufe und die Herausforderung für das jeweilige Pferd die bestmögliche Option zu finden. Zum Hufschmied wird man in Deutschland durch eine Weiterbildung. Eine Ausbildung zum Metallbauer Fachrichtung Metallgestaltung, Kernbereich Hufbeschlag dauert dreieinhalb Jahre. Daneben gibt es mehrere andere Optionen, in den Beruf einzusteigen, über welche man sich über die Deutsche Reiterliche Vereinigung sowie über den Hufbeschlagschmiede Verband informieren kann.

Immer beliebter wird die Ausbildung zur Fachkraft im Therapeutischen Reiten oder Reitsport für Behinderte. Hierhin zieht es vor allem Absolventen von Studiengängen wie Soziale Arbeit, Physiotherapie oder Psychologie und Medizin. Auch nach einer Ausbildung zum Ergotherapeuten entscheiden sich viele für eine derartige Weiterbildung. Die Voraussetzungen sind je nach Ausbildungsziel unterschiedlich, jedoch wird meist ein Reitabzeichen der FN sowie ein Longierabzeichen verlangt. Welche Angebote zur Aus- und Weiterbildung es im jeweiligen Bundesland gibt, darüber informiert das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR).

Handwerkliche Berufe im Pferdebereich

Heute sind Sattler mehr denn je gefragt, individuelle Lösungen für jedes Reiter-Pferd-Paar zu entwickeln. Der Sattel ist schließlich das Bindeglied zwischen Pferd und Reiter und muss perfekt passen. Ein guter Sattler schafft daher die Voraussetzungen dafür, dass die Kommunikation zwischen den beiden Partnern gelingt. Mehr denn je wird heute auf spezielle Kundenwünsche eingegangen, doch handwerkliches Geschick ist nach wie vor das A und O.

Die dreijährige Ausbildung zum Sattler gibt es in drei Fachrichtungen: Reitsportsattlerei, Fahrsportsattlerei und Feintäschnerei. Die Ausbildung erfolgt über drei Jahre hinweg in einem Betrieb sowie der Berufsschule. Sattler sind zwar sehr gefragt, allerdings gibt es nicht in jeder Region gleichen Bedarf. Daher gehört zu diesem Beruf in der Regel die Bereitschaft zu einem Umzug, gegebenenfalls europaweit, da insbesondere in Frankreich und Italien der Beruf gefragt ist. Neben dem klassischen Sattler finden sich heute auch Berufsfelder rund um die Anpassung von Sätteln und Gebissen. Hierzu gibt es in speziellen entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten.

Neben dem Sattlerwesen gibt es auch die Möglichkeit, nach einem entsprechenden Studium oder einer Ausbildung im Modesektor bei einem Reitsportausstatter Fuß zu fassen oder etwa Kostüme für das Voltigieren zu designen.

Und wer handwerklich geschickt ist, für den eignet sich womöglich die Ausbildung zum Metallbauer, um später Boxen, Weidegatter, Führanlagen oder ähnliches zu gestalten. Auch Holzverarbeitung wird im Bereich Pferde großgeschrieben. Ebenso gibt es Experten für die passenden Bodenbeläge auf Reitplätzen und in Hallen. Klassische Ausbildungswege finden sich hier selten, Quereinsteiger umso mehr. Wer sich schon immer einmal gefragt hat, wie denn eigentlich Reitanlagen entstehen, der kann sich bei der FN im Detail informieren, welche Berufsfelder sich hier ergeben.

Klassische und kaufmännische Berufe

Der Traum vieler Teenager, die sich für den Beruf des Pferdepflegers entscheiden, ist, dass sie mit den besten Top-Reitern zu Turnieren überall auf der Welt reisen. Der Alltag sieht jedoch meist anders aus und besteht vor allem aus harter Arbeit (auch an den Wochenenden!). Dennoch erleben die meisten Pferdepfleger ihren Beruf als Leidenschaft. Viele streben eine spätere Ausbildung zum Pferdewirt an. „In diesem Job geht es einfach nur um die Pferde. Alles dreht sich um sie und du musst dein ganzes Leben nach ihnen ausrichten. Es ist weniger ein Job als vielmehr ein Lebensstil. Auch wenn man bereits zwölf Stunden gearbeitet hat, weiß man dennoch, dass man auf seinen Freund aufpassen und dass man für ihn da sein muss, wenn es nötig ist“, erläutert Ninna Leonoff, die im Stall Michaels-Beerbaum seit rund 25 Jahren tätig ist. Sie ist ein Ausnahmefall. Viele Pfleger schulen schon früher um. Der Beruf ist hart und es gehört viel Idealismus dazu, sein Leben derart den Pferden zu widmen. Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren die Möglichkeiten der Absicherung verbessert. Der Status des Pflegers ist zudem ein anderer geworden und wird heute mehr gewürdigt.

Im kaufmännischen Bereich gibt es für Pferdebegeisterte eine Vielzahl von Berufen. Hier bieten sich insbesondere die Reitsportevent- und Tourismusbranche an. Aber auch im E-Commerce und in der Anzeigenakquise von Fachmagazinen oder Agenturen gibt es entsprechende Berufsbilder. Wer gerne mit Menschen umgeht und Organisationstalent besitzt, findet sich hier schnell wieder. Die Arbeit im Reitsportfachhandel vor Ort ist ebenfalls eine berufliche Option.

Versicherungen sind für Pferde und Reitsportler ebenfalls unerlässlich. Eine Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen ist der Anfang für ein spannendes Tätigkeitsfeld mit Spezialisierung auf Pferde.

Kreative und spezialisierte Berufe

Hier findet sich ein buntes Potpourri, das so vielfältig ist, wie der Reitsport selbst. Viele Pferdefotografen sind Quereinsteiger mit einer Leidenschaft für ihre Lieblinge. Es gehört viel Idealismus und Engagement zu diesem Beruf und nur wenige schaffen es, von ausschließlich Pferdefotografie zu leben. Jedoch ist eine Ausbildung zum Fotografen mit entsprechender Spezialisierung immer eine Option für Kreative.

Wer in den Pferdejournalismus einsteigen möchte, der muss ebenfalls keinen festen Ausbildungsweg beschreiten. Unverzichtbar sind jedoch Engagement für lange Arbeitstage, auch an den Wochenenden, wenn die meisten Turniere stattfinden, Teamfähigkeit, Belastbarkeit vor eng getakteten Redaktionsschlüssen und natürlich Begeisterung für Pferde sowie einen sicheren und fehlerfreien Schreibstil.

Und wer immer noch nichts für sich gefunden hat: Wie wäre es mit der berittenen Polizei? Diese gibt es vor allem in Großstädten immer noch, um insbesondere bei Events und in Innenstädten im Einsatz zu sein. Informationen gibt es direkt über die Polizei, wo natürlich eine entsprechende Grundausbildung vor dem Einsatz zu Pferde steht.

Quereinstieg und alternative Wege

Ein Quereinstieg in die Reiterwelt ist definitiv möglich. Wenn man sich die Ausbildungswege zahlreicher Top-Reiter durchliest, fällt auf, dass diese häufig nicht in Sachen Pferdewirt oder Bereiter ausgerichtet waren. Oftmals wünschten sich die Eltern, dass ihre Kinder zunächst etwas ‚Vernünftiges‘ studieren, was häufig im kaufmännischen Sektor passierte, wodurch in Sachen Betriebsführung sicherlich schon die passenden Weichen gestellt wurden. Dennoch blicken im Hochleistungssport viele Beteiligte auf einen Quereinstieg.

Kurz gesagt: Man kann aus vielen Bereichen in den Pferdeberufssektor einsteigen. Es muss nicht die klassische Ausbildung sein. Bei vielen Ausbildungsberufen ist die Lehrzeit für Quereinsteiger entsprechend verkürzt.

Die berühmte Pferdefotografin Gabriele Boiselle fand ihre Leidenschaft beispielsweise erst nachdem sie über viele Jahre für bekannte Tageszeitungen unterwegs gewesen war, die nichts mit dem Bereich Pferde zu tun hatten. Fühlte sich jedoch das eine immer ein wenig falsch an, erkannte die leidenschaftliche Reiterin und Pferdefreundin zwischen Fotos und Reisen sofort ihre Passion. Im Alter von über 30 Jahren hatte sie den richtigen Weg gefunden. Für mich als Autorin dieses Artikels gilt dasselbe: Ein Studium der Kulturwissenschaften sollte mich ursprünglich in einen normalen, sicheren Beruf bringen. Doch als freie Journalistin, die täglich über das schreibt, was sie liebt, kann ich nur bestätigen: Alles richtig gemacht und ein unkonventioneller Weg ist niemals der Falsche!

Voraussetzungen und Herausforderungen

Eines muss allerdings noch einmal ganz deutliche angemerkt werden: Viele Berufe rund ums Pferd erfordern ein Höchstmaß an Engagement. Wer mit Lebewesen arbeitet, der muss seinen Alltag häufig nach ihnen ausrichten und nicht nach den eigenen Bedürfnissen. In Berufsfeldern wie Pferdewirt, Bereiter, Pferdepfleger oder tiermedizinischen Berufen muss die Voraussetzung gegeben sein, ein Höchstmaß an Engagement für die Tiere mitzubringen, denn Pferde kennen weder Urlaub noch Feierabend. Es kann immer ein Bedürfnis vorherrschen, welches den Alltag jener Menschen durcheinanderwirbelt, die ihnen ihr berufliches Leben verschrieben haben.

Oder wie Frederic Wandres es ausdrückt. „Wir sind im Grunde 24 Stunden von Pferden umgeben. Und wenn ich nicht reite, dann sehe ich sie von unserem kleinen Haus aus. Nur wenn ich schlafe, haben sie mal kurz Pause. Und in unserem Jahresurlaub, der aber streng nach dem Turnierkalender ausgerichtet wird.“

Flexible Arbeitszeiten sowie ein Höchstmaß an Engagement muss in vielen Berufen der Pferdebranche als Voraussetzung mitgebracht werden. Nicht selten ist eine physisch gute Konstitution nötig, um den Herausforderungen der Berufe standzuhalten. Zudem gibt es in zahlreichen Berufen emotionale Gratwanderungen: Komme ich als Tierarzt oder Tierarzthelfer bzw. in jedem medizinischen Beruf mit der Tatsache klar, dass Tiere auch erlöst werden müssen? Wie fühle ich mich als Bereiter oder Pferdewirt, wenn mir ans Herz gewachsene Pferde von heute auf morgen verkauft werden? Kann ich wirklich 24/7 einen Beruf durchhalten, der so viel Flexibilität in Sachen Arbeitszeiten verlangt? Kann ich mich überhaupt rund um die Uhr an Pferde binden, ohne dass ich irgendwann keine Freude mehr daran habe?

Langfristig sind die beruflichen Aussichten im Bereich Pferde jedenfalls gegeben. Selbst wenn es durch die Digitalisierung zu immer neuen Veränderungen kommt, eröffnen sich dadurch ebenso viele Möglichkeiten. Pferde haben einen entscheidenden Vorteil: Sie wurden nicht aus der Welt verbannt, als man sie nicht mehr als Arbeitskräfte brauchte. Pferde als Freizeit- und Sportpartner wird es noch lange geben und damit Menschen, die mit ihnen arbeiten. Den konjunkturellen Schwankungen auf dem Arbeitsmarkt ist selbstverständlich auch dieser Sektor unterworfen, aber letztendlich sind Pferde eine Branche, in der man mit entsprechender Flexibilität und Engagement sein Berufsleben lange Zeit verbringen kann. Viele Experten bescheinigen dem Reitsportmarkt im Vergleich zu anderen Branchen trotz Krisen gute Wachstumschancen.

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Die Autorin

Geboren 1983 in Mühldorf am Inn, entdeckte ich früh meine Leidenschaft für Schreiben, Kultur, Pferde und Reisen. Nach dem Abitur und einem B.A. in Kulturwissenschaften begann ich 2007 meine journalistische Laufbahn. Mein Artikel über Meredith Michaels-Beerbaums EM-Sieg wurde mehrfach ausgezeichnet. Seither schreibe ich für über 30 Fachmagazine, unterstütze Buchprojekte wie „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ und betreue PR-Mandate. Zudem widme ich mich dem Reisejournalismus, etwa in meiner Serie „Turnierhopping“.
Alexandra Koch

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