Berufe mit Pferden

Lesedauer: 5 Minuten | Veröffentlicht am 20.12.2024

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Mit Pferden zusammen sein? Nicht nur in der Freizeit, sondern den ganzen Tag über? Für viele Reitsportbegeisterte junge Menschen stellt es einen besonderen Reiz dar, einen Beruf mit Pferden zu ergreifen. Denn was gibt es Schöneres als das eigene größte Hobby und die immerwährende Leidenschaft zum Beruf zu machen?

Wir werden einen Blick auf die Vielfalt der Möglichkeiten, beleuchten deren Vorteile, aber auch die Herausforderungen, welche sie mit sich bringen.

Die weite Welt der Pferdeberufe

Mit Berufen ist es so eine Sache. Als junger Mensch stellt sich die Herausforderung eine Lebensaufgabe zu finden, die sich im besten Fall nicht nur monetär auszahlt, sondern den eigenen Vorlieben und Fähigkeiten entspricht. Wer sich schon seit der Kindheit zu Pferden hingezogen fühlt, der spürt häufig ein Verlangen, mit den Tieren beruflich zusammenzuarbeiten. Allerdings steigen bei vielen Bedenken in den Kopf, teils auch durch Eltern und Umfeld ausgelöst, dass ein Job mit Pferden harte Arbeit bedeutet, die womöglich nicht bis zur Rente geleistet werden kann. Heute ist die Bandbreite der Möglichkeiten in diesem Bereich jedoch größer als je zuvor. Und bei weitem nicht jeder Beruf mit Pferden bedeutet körperlich harte Arbeit bis ins höhere Alter. Letztendlich haben Berufe mit Pferden den Vorteil, dass sie für viele Beteiligte eine echte Berufung bedeuten, eine Leidenschaft, der sie sich rund um die Uhr widmen möchten. Diese Frage sollte sich allerdings jeder stellen, bevor er sich in diesem Bereich ausrichtet: Möchte ich mein Hobby zum Beruf machen? Habe ich genauso viel Spaß, wenn ich praktisch 24/7 von meinen Lieblingstieren umgeben bin?

Vielfalt der Berufsmöglichkeiten

Wenn man sich für einen Beruf mit Pferden entscheiden möchte, hat man in jeder Altersklasse Optionen für einen Ein- oder Umstieg. Denn neben den klassischen Berufsbildern gibt es auch jede Menge Möglichkeiten für einen Quereinstieg. Hier nur eine kleine Liste, die bei weitem nicht alles umfasst.

  • Pferdewirt in unterschiedlichen Ausrichtungen
  • Pferdepfleger
  • Sattler
  • Hufschmied - Holz- und Metallbauer
  • Reitplatzbodenbauer
  • Journalist
  • Fotograf
  • Heilpraktiker
  • Physiotherapeut/Osteopath
  • Kaufmännische Berufe (Events, Tourismus, Fachhandel …)
  • Tiermedizinische Berufe
  • Pferdewissenschaftler
  • Anwalt für Pferderecht
  • Mitarbeiter im Pferdetransportwesen
  • Marketing

Warum ein Beruf mit Pferden?

„Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst nie wieder arbeiten.“

Das sagte einst der chinesische Gelehrte Konfuzius – und behält bis heute recht. Ja, die Autorin hier ist ein Beispiel von vielen. Begeistert von Pferden, solange sie sich zurückerinnern kann. Begeistert vom Lesen seit dem Kindergarten, vom Schreiben seit der ersten Klasse, entschied sie bei den ersten Nachfragen im Gymnasium: „Ich will Autorin werden. Ich will Schreiben, nichts anderes.“ Und wie findet man hier eine Nische, die nur wenige abdecken? Indem man sich der ursprünglichen Leidenschaft Pferde widmet. So kam es, dass schon während des Studiums der Kulturwissenschaften die ersten Aufträge durch viel Eigenengagement möglich wurden. Den Fuß in der reitsportjournalistischen Nische ging es immer weiter, sodass hier heute eine stolze freiberufliche Journalistin seit über 15 Jahren sitzt, die weiß, dass das Zitat des weisen Konfuzius so wahr ist, wie es Worte nur sein können. Dabei kann die Autorin nicht leugnen, dass nicht jede Menge Willensstärke und Engagement nötig sind, um sich einen solchen Traum zu erfüllen: Aber es lohnt sich! Es lohnt sich immer für die eigenen Träume zu kämpfen. Im Beruflichen und Privaten. Und Pferde sind eine einzigartige Möglichkeit, in vielfältigsten Berufsbildern die persönliche Leidenschaft jeden Tag leben zu können.

Nun gibt es noch viel unmittelbarere Berufe mit Pferden, als es die Arbeit als Reitsportjournalistin jemals sein könnte. Hier ist es vor allem das, was diese Tiere uns täglich zurückgeben, was man in kaum einem anderen Beruf jemals erleben kann.

Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten

Ihr wollt also mehr wissen über die Berufsmöglichkeiten mit Pferden und euch einen Überblick verschaffen, was in diesem Bereich möglich ist? Dann gehen wir ins Detail und beginnen mit dem Klassiker.

Ausbildungsberuf Pferdewirt/in

Pferdewirt ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Je nach Interesse gibt es verschiedene Fachrichtungen:

  • Klassische Reitausbildung
  • Pferdehaltung und Service
  • Pferdezucht - Rennsport
  • Spezialreitweisen (Westernreiten und Gangpferdereiten)

Die Ausbildungsdauer für Pferdewirte beträgt drei Jahre. Wenn man bereits einen Berufsabschluss vorweisen kann, verkürzt sich die Ausbildung um ein Jahr.


Neben der Arbeit im jeweiligen Ausbildungsbetrieb erhält der Auszubildende einmal in der Woche oder im Rahmen von Blöcken Berufsschulunterricht. Die Inhalte der Ausbildung sind vielfältig und teilweise auf den jeweiligen Sektor spezialisiert. Allerdings gibt es auch Punkte, die für alle Auszubildenden gelten. Hierzu gehören unter anderem Tiergerechte Pferdehaltung und Pferdefütterung, Tierschutz und Tiergesundheit, Ausbildung und Vorbereitung von Pferden für Zucht und Leistungsprüfungen, betriebliche Abläufe und Organisation, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, Pferdezucht und Pferdeaufzucht, Ausrüstung, Einsatz von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtungen, Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes, Arbeits- und Tarifrecht, Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit Umweltschutz, Naturschutz, ökologische Zusammenhänge und Nachhaltigkeit.

Nach einer Zwischenprüfung, in welcher generelle Inhalte sowie eine praktische Reitprüfung abgefragt werden, erfolgt die Abschlussprüfung in der Regel nach einem entsprechenden Vorbereitungslehrgang. In der Fachrichtung Klassische Reitausbildung finden die Zwischen- und Abschlussprüfungen für alle Bundesländer in der Deutschen Reitschule in Warendorf statt. Nur im Bundesland Bayern werden die Zwischen- und Abschlussprüfungen an der Bayerischen Landesreit- und Fahrschule in München-Riem durchgeführt.

Nachdem man die Prüfung zum Pferdewirt erfolgreich abgelegt hat, besteht die Möglichkeit der Weiterbildung zum Pferdewirtschaftsmeister. Durch diesen Abschluss hat man darauffolgend die Möglichkeit, selbst Lehrlinge in einem eigenen Betrieb auszubilden.

Welche Fachrichtung für wen geeignet ist, darüber informiert die Deutsche Reiterliche Vereinigung, auf deren Website man zudem viele hilfreiche Informationen zur Entscheidungsfindung entdeckt.

Studiengänge im Pferdebereich

In Deutschland sind Studiengänge rund ums Pferd längst schon keine Seltenheit mehr. Die Zahl der Studienorte und -bereiche nahm in den vergangenen Jahren stetig zu. Allerdings entscheiden sich nach wie vor viele Studenten, zumindest einen Teil des Studiums im Ausland zu verbringen. Dort sind Studiengänge im Bereich Pferde – teils an speziellen Hochschulen – schon länger vorhanden, beispielsweise in den USA oder den Niederlanden.

Studiengänge rund ums Pferd haben sich in Deutschland etabliert und erfahren einen großen Zulauf.

Bachelor-Studiengänge werden an folgenden Universitäten bzw. Fachhochschulen angeboten:

  • FH Osnabrück - Fachbereich Agrarwissenschaften
  • Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen
  • Freie Universität Berlin

Einen Masterstudiengang Pferdewissenschaften bietet an:

  • Georg-August-Universität Göttingen

Während man in die Bachelorstudiengänge direkt nach dem Abitur oder Fachabi einsteigen kann, muss man für den Masterstudiengang einen Bachelor in einer fachlich einschlägigen Fachrichtung bzw. Biologie oder einen Studienabschluss in der Veterinärmedizin vorweisen.

Neben diesen ‚Klassikern‘ sind auch andere Studiengänge mit Pferdebezug möglich. Die FAU Erlangen-Nürnberg und der DOSB sind Kooperationspartner für den berufsbegleitenden B.A. Sportwissenschaft. Hier sind all jene richtig aufgehoben, die ihre Zukunft (etwa als Manager) in Vereinen und Verbänden sehen und als Trainer arbeiten möchten.

Für Berufsausbilder, welche bereits abgeschlossene Pferdewirtschaftsmeister im Teilbereich Reitausbildung sind, gibt es die Option, ein Diplomtrainer-Studium in Kooperation mit der Trainerakademie des DOSB in Köln zu absolvieren und den Abschluss "Diplomtrainer Reiten" zu erwerben.

Neben diesen Studiengängen nimmt die Tiermedizin einen weiteren großen Bereich ein. Wer sich auf Pferde spezialisieren möchte, absolviert in der Regel zunächst ein generelles tiermedizinisches Studium und hat eine Approbation bevor er sich zum Fachtierarzt für Pferde ausbilden lässt.

Auch für Jura-Studenten gibt es die Möglichkeit, sich auf Pferderecht zu spezialisieren. Allerdings steht vor diesem Schritt ein generelles Studium der Rechtswissenschaften.

Zudem werden am IST-Studieninstitut eine ganze Reihe an Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten, welche jedoch nicht mit einem klassischen Studium gleichzusetzen sind. Dennoch können sich hierdurch beruflich neue Perspektiven ergeben.

Außerdem gibt es viele Trainer (Monty Roberts, Eckart Meyners, Marc Nölke …), welche an speziellen privaten Akademien oder durch Seminare entsprechende Qualifikationswege anbieten.

Weiterführende Infos

Viele detaillierte Informationen zu den einzelnen Berufsbildern sowie einen guten Überblick bietet die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Hier kann man bei Bedarf per E-Mail oder Telefon auch genauer nachfragen und sich informieren.

  • Hufschmiedeverband: Erster Deutscher Hufbeschlagschmiede Verband e. V., www.edhv.de


  • Weiterbildung IST: www.ist.de

  • Deutsches Kuratorium für therapeutisches Reiten: www.dkthr.de

  • Jobs rund ums Pferd mit ständig neuen Angeboten: www.equijob.de

  • Weitere Informationen gibt es über die Pferdesport- und Zuchtverbände der einzelnen Bundesländer, über die Tierärztekammern, die Bundesvereinigung der Berufsreiter und die deutschen Landgestüte.

  • Zudem bietet die Broschüre „Beruf: Pferd“ umfangreiche Informationen zu allen gängigen Pferdeberufen.


Die Autorin

Geboren 1983 in Mühldorf am Inn, entdeckte ich früh meine Leidenschaft für Schreiben, Kultur, Pferde und Reisen. Nach dem Abitur und einem B.A. in Kulturwissenschaften begann ich 2007 meine journalistische Laufbahn. Mein Artikel über Meredith Michaels-Beerbaums EM-Sieg wurde mehrfach ausgezeichnet. Seither schreibe ich für über 30 Fachmagazine, unterstütze Buchprojekte wie „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ und betreue PR-Mandate. Zudem widme ich mich dem Reisejournalismus, etwa in meiner Serie „Turnierhopping“.
Alexandra Koch

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